Haken dran an dieses 2020. Für viele ein Jahr im Krisenmodus. Die Frage ist: Wie gehen wir damit um? Ich möchte hier meinen sehr persönlichen Jahresrückblick geben.

Und für alle, die lieber schauen mögen, das dazugehörige Video können Sie sich hier anschauen:

In einem Land vor unserer Zeit

Anfang 2017 begann ich meinen Weg in Richtung Digitalunternehmung. Aus heutiger Sicht ein absolut richtiger Schritt zur absolut richtigen Zeit. Denn gerade die vergangenen Monate haben uns vor Augen geführt: ein digitales Add-On ist keine Option, sondern unbedingte Notwendigkeit für unternehmerisches Handeln. Wenn nicht gar die Basis für persönlichen Erfolg.

Als meine Kundin aus Anfangstagen und mittlerweile langjährige Netzwerk-Kollegin Lioba Heinzler und ich im Februar das Barcamp Bergisch Land in Solingen mit über 40 Teilnehmer*innen durchführten, war der Shice – ich habe bisher das C-Wort nur ein einziges Mal ausgeschrieben – bereits in Deutschland angekommen.

Welche Kreise das noch ziehen sollte, war wohl damals niemandem so wirklich bewusst. Gut einen Monat später befanden wir uns im Lockdown. Der März bedeutete für kumulus einen tiefgreifenden Einschnitt.

Ich befand mich im achten Jahr meiner Selbstständigkeit, in den schwarzen Zahlen seit ein paar Jahren. 16 unterschiedlich geartete Dauerkund*innen zählte ich. Innerhalb von sechs Tagen pulverisierten sich die Mandate im Halbtages-Rhythmus. Als der Lockdown verkündet wurde, blieben final zwei Kunden übrig. Ich war im ganz persönlichen Krisenmodus angekommen.

Online-Expert*innen-Tage

Lioba kam erneut ins Spiel. Innerhalb von zwei Tagen stampfte sie ein Konzept aus dem Boden und verantwortete nach einer Woche mit über 900 Online-Teilnehmenden zwei Expert*innen Tage für die bereits geschlossenen Kitas. Ich war Teil der Inputgeber aus Social Media Sicht und berichtete davon – mitten in der Kraftlosigkeit. Dennoch war das der Startschuss für mich, dass es so nicht weitergehen kann.

Inspiriert von meiner Facebook-Queen Kathrin Hill half ich. Meine Online-Sprechstunde bot ich umsonst an. Webinare für den Handelsverband und viele Gespräche und einige Aufträge folgten.

Soforthilfe, die keine ist.

Ende März beantragte ich die Soforthilfe, die unbürokratisch am 1. April auf meinem Konto einging. Kostenreduktion bei der Krankenkasse und Rentenversicherung. Sparflamme. Zwei Wochen war ich da bereits in der Lethargie wie paralysiert und ohne Perspektive. Ein Gefühl, das ich so noch nie hatte. Ich erinnere mich jetzt mit Demut an diese Zeit.

Jedoch ereilte mich schnell die Erkenntnis, dass wir als Selbstständige keine Lobby haben. Außer uns selbst. Sich ständig und auch rückwirkend ändernde Determinanten ließen mich nicht zur Ruhe kommen, ob ich diese staatliche Unterstützung eines absehbaren Engpasses auch wirklich nutzen kann. Denn der Lebensunterhalt sind mein als Privatentnahme tituliertes Gehalt. Jetzt am Jahresende habe ich zurückzahlen müssen, weil ich keine Investitionen absetzen kann. Meine Privatentnahme ist eben keine Personalaufwendung und auch sonst bin ich an vielen Stellen durchs Raster gefallen.

Ich jammere nicht, das habe ich mir abgewöhnt. Es bringt nichts. Im Gegenteil, es schadet.

Viele Menschen aus meinem Umfeld berichteten von Entschleunigung und endlich Ruhe, auch einmal zuhause etwas zu schaffen. Mein Blick und meine Wahrnehmung offenbarten mir andere Dinge: Insolvenzen, auf den Kopf fallende Decken und mehr Unsicherheit als je zuvor.

Ebenso erhielt ich Ratschläge, was ich nicht alles tun könnte. Und da habe ich das größte Learning in diesem Jahr gehabt: Business ist und bleibt individuell. Das, was für andere funktionieren mag, passt häufig nicht auf einen selbst. Und vor allen Dingen nicht aus der Sicht von Angestellten.

Meine Sichtweise auf Sicherheit hat sich in den letzten knapp neun Jahren ohnehin geändert und ich bin in vielen Dingen viel gelassener geworden. Nicht alles wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Dieses Jahr jedoch war die Herdplatte in zehn von zwölf Monaten kochend heiß.

100% digital, nahezu.

Das ist der Status quo. Ziel erreicht. Heuer bin ich da, wo ich immer hinwollte. Ein paar Prozente analoges Geschäft sollen bleiben, schließlich ist zumindest das Barcampen offline. Und ein paar Workshops sollen es auch sein.

Online funktioniert richtig gut, wenn alle es wollen. Und das nicht nur, weil sie es müssen. Meine Delle zum Ende des ersten Quartals hatte ich, weil meine Kund*innen nicht digital dachten. Ich war immer bereit und habe es gepredigt. Einigen ehemaligen Kunden fiel das leider auf die Füße.

Wie ein Besserwisser möchte ich nicht dastehen und es ist auch nicht meine Absicht, den Zeigefinger zu erheben. In all den Jahren der Social Media Beratung sensibilisiere ich für die vielen Optionen, die sich uns im Netz bieten. Mein erstes Geld als Selbstständiger verdiente ich mit dem Einrichten eines Facebook-Accounts. Dazu gehörte es auch, eine Mail-Adresse zu Login anzulegen.

Relikte einer vergangenen Zeit, als die internet-technischen Handicaps noch riesengroß waren.

2020 – mein Jahr der Automatisierung

2020 – Fokus Mensch und sanfte Automatisierung (Bild: Hideto11 via depositphotos)Gerade beim Schreiben lese ich mir nochmal meinen → Artikel zum Jahresauftakt  durch. Nicht alle vier Vorhaben habe ich umgesetzt…

Der Facebook-Chatbot blieb auf der Strecke. Gut so! Denn der ist ohnehin passé. Automation bei der Mitteilung zur Terminvergabe via Zoom habe ich auch abgehakt. Ein personalisierter Textbaustein reicht völlig aus.

E-Mail-Funnel und Anzeigen in Social Media hingegen habe ich aufgesetzt. Mein Anspruch ist, dass die persönliche Beziehung nicht auf der Strecke bleibt. Dafür erntete ich Newsletter-Abonnenten und auch Lob meiner Kund*innen, dass diese sich persönlich an die Hand genommen fühlen und mich gut kennenlernen.

Meilensteine im Krisenmodus

Im vergangenen Jahr habe ich einige Hürden und meinen persönlichen Krisenmodus überwunden und Meilensteine erreicht. Und diese reproduzierbar:

  • zwei 10-Wochen-Onlinekurse
  • fünf vollautomatisiert bestellbare Produkte: Minikurs, Sprechstunde, Jahresprogramm
  • gepimpter YouTube-Kanal
  • gesteigerte Effizienz mit Evergreen Content und damit
  • mehr Ruhe bei Blogartikeln und Videoproduktionen

Größte Erfolge

Für mich waren in 2020 drei Projekte besonders spannend:

  1. Eine englischsprachige Beratung mit einem dänischen Kunden.
  2. Ein individueller Onlinekurs für eine Landesinstitution in meiner Heimatstadt Schwerin.
  3. Das kumulus Jahresprogramm „Community Social Media BBQ“.

Bei aller Bescheidenheit, die ich sonst an den Tag lege: Ich weiß, ich bin gut und jahrelange Arbeit zahlt sich am Ende immer aus. Meine Onlinekurs-Schäfchen wollten nicht alleine gelassen werden – und daraus ist mein BBQ entsprungen. Das kumulus Jahresprogramm findet sich. In 2021 qualifiziere und optimiere ich. Zusammen mit meinen bis dato zehn Teilnehmer*innen.

Kraft gelassen habe ich auch!

Aber auch übernommen habe ich mich dieses Jahr. Ich finde, es darf auch einfach mal die unverblümte Wahrheit ins Netz. Ich kam ins Straucheln, weil externe Faktoren überhand nahmen, mich lähmten. In meinem YouTube-Kanal „ichdenkelaut“ verarbeite ich nahezu ungeschnitten das Social Media Tagesgeschehen.

Kraft gelassen habe ich mit Vampiren und Diebinnen geistigen Eigentums. Eine meiner größten Stärken ist Hilfsbereitschaft. Gleichzeitig bedeutet dies auch, dass mein Vertrauensvorschuss ausgenutzt werden kann. Dem komme ich ziemlich schnell auf die Schliche – und weiß meine Grenzen zu setzen. Der Krisenmodus hat mich dies schneller umsetzen lassen.

2020 – ein Jahr im Krisenmodus (Bild: olly18 via depositphotos)Unterhaltsam wurde es mit einigem zeitlichen Abstand zu zwei sehr ärgerlichen Vorkommnissen, als ich meine Ideen, Formulierungen und auch Produktbestandteile im Netz wiederfand. Schlecht kopiert, unstrukturiert, ruckelig im Wording, weil es eben nicht das Zieglersche Original ist.

Zum Jahresende möchte ich ein Zitat von Loriot bemühen. Er sagte:

„In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, Idioten suchen nach Schuldigen.“

Wie Recht er hatte. Ich habe für mich einfach beschlossen: Krisenmodus adé.

In diesem Sinne: Herzliche Grüße aus dem Bergischen Land und kommen Sie gut ins neue Jahr!
Ihr Social Media Stratege Christoph Ziegler
„Offline-Business online beleben.

(Photocredits: olly18 und Hideto11 via depositphotos)

About the Author

J. Christoph Ziegler ist Social Media Stratege und der Kopf bei kumulus ® – besonnen, auf Augenhöhe und immer wohlwollend kritisch. Sein Credo? Offline-Business online beleben! Hier im kumulus-Blog liefert er Impulse zum Start in Social Media und gibt zwischendurch kurze und knackige Tipps für soziale Netzwerke und eine gelungene Kommunikation.

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