Talent, Persönlichkeit, Methodik.

Ferihan Steiner (Expertin für strategische Personal- und Organisationsentwicklung aus Solingen) und Christoph Ziegler (kumulus, Haan) unterhalten sich über Talentmanagement und Methodenkompetenz.

Der Sache auf den Grund gehen.

Christoph Ziegler: Ferihan Steiner ist seit Jahren eine meiner treuen Wegbegleiterinnen. Ihr geschulter Blick für den Kern des Menschen brachte uns zusammen, als wir ein Abstimmungsgespräch für einen ihrer Kunden führten. Daraus entwickelte sich schnell eine enge Zusammenarbeit für gemeinsame Inhouse-Workshops und offene Seminare rund um das Thema Ausbildung. Warum ist dieses Thema so spannend für digitale Kommunikation?

Steiner_Ferihan_Portraet_rundFerihan Steiner: Wenn es um die Ausbildung geht, haben wir es ja per se mit jungen Menschen zu tun. Und diese tummeln sich im Netz und Social Media. Die vielbesprochenen → Generationen Y und Z haben hohe Ansprüche und fordern von uns Älteren einen selbstverständlichen und professionellen Umgang mit diesen Medien. Daher plädiere ich bei all meinen Kunden, auf Vorträgen und Seminaren immer für einen authentischen Auftritt im Netz, auf den Karriereseiten und in sozialen Netzwerken wie Facebook, Xing oder kununu. Da verweise ich gerne auf Deinen Blog, denn Du behandelst diese Themen ja in den Seminaren meiner Talentakademie.

Christoph: Apropos Talente. Neben der Ausbildung sind die Talente bzw. individuelle Strategien für ein erfolgreiches Talentmanagement Deine Schwerpunkte. Es gibt sehr viele Aspekte, die ein Ausbilder oder Ausbildungsverantwortlicher zu beachten hat. Ich war ja lange auf der Suche nach Fortbildung im HR-Umfeld und bin bei Dir mit dem zertifizierten Ausbildungskoordinator fündig geworden. Was hat es damit auf sich?

Ferihan: Meine jahrelange Erfahrung aus Seminaren und Workshops – die alle aufeinander aufbauen – zeigte: Es braucht ein Qualifizierungsprogramm mit Zertifikat. Die Ausbildung zum Ausbildungskoordinator ist ein modular aufgebautes Qualifizierungsprogramm und schließt mit einer Prüfung ab. Die Zielgruppe sind Ausbilder, Menschen aus dem Umfeld Personal und Ausbildungsbeauftragte. Es ist das Gütesiegel für sehr gute Ausbildungsarbeit. Dabei ist mir das persönliche und menschlich individuelle Element ist daher immer mein höchster Anspruch.

Zertifikat für die Arbeit mit Menschen

Christoph: Stimmt, die Deutschen mögen Zertifikate und ich schaue zu, dass ich mein Wissen auch dokumentiert sehe. Das ist mir extrem wichtig. Am Ende meines Tages habe ich die ganze Zeit mit Menschen kommuniziert – sei es digital oder analog. Mich schult das ja auch in Sachen Methoden, wie ich in meinen Workshops und Beratungen wichtige Inhalte für meine Kunden vermitteln kann.

Genau das finde ich bei Dir. Eine individuellen Umgang mit Deinen Teilnehmern und Coachees. Was ich fortwährend brauche, sind neue und aktuelle Methoden. Den wissenschaftlichen Hintergrund lieferst Du mir immer gleich mit. Meine Lernkurve in Deinen Seminaren und Coachings ist enorm steil. Und auch ich möchte an dieser Stelle einmal danke sagen für Deine Unterstützung bei – für mich – schwierigen Sachverhalten und Fragestellungen mancher Kunden.

Ferihan: Was ich bei Dir natürlich bemerke, ist Dein unbedingter Wille zu mehr Wissen – und dieses im Anschluss weiterzugeben. Eine der größten Ressourcen in unserer Gesellschaft ist Wissen. Durch permanente Weiter- und Fortbildung sichern wir langfristig den unternehmerischen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit. Es muss nicht immer Innovation sein, aber die Methoden und Perspektiven sind entscheidend, Wissen einsetzen und weiter entwickeln zu können. Dazu braucht es Raum, Gelegenheit und viel Respekt vor dem Anderen.

Und ich finde natürlich gut, dass Du Dich als Social-Media-Berater diesem Thema widmest, um es in Deinen Beratungen einzusetzen. Wie und wo kann Social Media denn im Talentmanagement konkret eingesetzt werden?

Talentmanagement, Social Media und Employer Branding

Christoph: Das gesamte Internet ist ja sozusagen von Social Media durchzogen. Überall, wo wir kommunizieren, uns austauschen, bewerten und Dinge hochladen – genau da sind wir in sozialen Netzwerken. Auch für das Thema Talentmanagement spielt das unternehmensseitig eine große Rolle.

Hier können die Unternehmen in Richtung Employer Branding steuern. Ein gutes Betriebsklima, spannende Aufgaben oder gute Sozialleistungen sorgen für Motivation auf der Mitarbeiterseite. Die Platzierung der Arbeitgebermarke ist dann wiederum als emotionale, authentische und gute Außendarstellung.

Ferihan: Da sind wir auch ganz schnell bei Führungsthemen und den Umgang mit und auf Augenhöhe. Insbesondere für junge Menschen, die in einer schnellen, hektischen Zeit mit vielen Einflüssen aufwachsen ist Orientierung und gute Führung die Basis für Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung. Das “impfe” ich meinen Teilnehmern immer und immer wieder ein. Es geht explizit nicht um das Durchsetzen von Macht und einem «Das haben wir schon immer so gemacht.» Sondern darum, durch gezielte Fragen die wirklichen Bedürfnisse herauszufinden.

Bedürfnisse erkennen und Verantwortung übernehmen

Christoph: Genau, es geht bei der Präsentation und Kommunikation im Netz – gerade in Deutschland – um Befindlichkeiten und Bedürfnisse, sich eben nicht öffentlich zu darzustellen. Alles soll schön hinter der Fassade bleiben. Ich finde das prinzipiell in Ordnung.

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Überalterung der Belegschaft ist dies allerdings kritisch zu bewerten. Wenn diejenigen, die lange im Unternehmen sind, verschlossen sind und im schlimmsten Fall bleiben, verkrusten die Strukturen. Ein zeitgemäßer und verantwortungsbewusster Umgang mit digitaler Kommunikation ist in meinen Augen der Schlüssel zum Erfolg.

Ferihan: Ja, das sehe ich auch. Viele Entscheider – sei es auf der Ebene der Geschäftsführung oder im Personalmarketing oder der Personalentwicklung – sind hier noch rückständig, gelinde gesagt. Die Chance zu ergreifen, junges Personal und junge Talente an Land zu ziehen oder intern zu entwickeln, liegt vor der Nase. Wenn wir auf die jungen Zielgruppen schauen und verstehen, welche Medienverhalten diese an den Tag legen, dann stellt das viele Unternehmen vor riesige Herausforderungen. Was ist denn aus Deiner Sicht hier zu erwarten? Was muss ich als Unternehmen beachten?

Christoph: Die Herausforderung ist Vertrauen. Vertrauen in den Nachwuchs, selbstmotiviert und reflektiert mit der Arbeitswelt umzugehen. Natürlich ist Vertrauen keine Einbahnstraße und eine Social-Media-Guideline gibt den Rahmen vor, an dem sich alle orientieren.

Ich sehe bei vielen Unternehmen eine gewisse Zurückhaltung, sich in relevanten Medien zu präsentieren und zu öffnen für die Ansprüche und medialen Gewohnheiten potenzieller Azubis und Bewerber, respektive Mitarbeiter. Selbstverständlich braucht nicht jedes Unternehmen eine Facebook-Seite oder einen Instagram-Account, nur weil es gerade hip ist.

Was also tun für alle Mitarbeiter?

Ferihan: Was kann ich denn tun, um nicht nur meinen talentierten Mitarbeitern gerecht zu werden, sondern auch die ältere Zielgruppe für die neuen Medien zu gewinnen?

Christoph: Ich plädiere dafür, bei allen Mitarbeitern genau hinzuhören, was sie beschäftigt, warum und womit diese sich im Unternehmen identifizieren. Eine Art Mitspracherecht bei der Außendarstellung wirkt Wunder. Das erlebe ich immer und immer wieder in meinen Workshops und Seminaren. Unsicherheit bei der älteren Generation ist einfach da. Und Unsicherheit führt zu Ablehnung. Diese Verantwortung zu übernehmen – im Sinne der unternehmerischen Zukunftsfähigkeit – wird uns noch lange beschäftigen.

Aus Deiner Sicht, welche Trends erwarten uns?

Ferihan: Ich weiß nicht, ob das wirklich Trends sind. Paten- und Mentorenmodelle funktionieren weiterhin wunderbar. Da können beide Parteien voneinander lernen und sozusagen Erfahrungen in beide Richtungen weitergeben. Weiche Faktoren – wir reden ja immer von den Soft Skills – als Schlüsselqualifikationen werden künftig viel stärker berücksichtigt werden müssen. Und da ist der Umgang mit Führung, Kommunikation sowie interne und externe Kundenbindung natürlich kleiner Teil. Diesen Beitrag können wir mit unseren Dienstleistungen ja beide leisten.

In diesem Sinne: bis bald!
Viele Grüße, Christoph

(Bildquellen: «Unique» by bamboo who? via flickr, CC BY-SA 2.0, no changes – keine Änderungen | Marsha Glauch)

About the Author

J. Christoph Ziegler ist Social Media Stratege und der Kopf bei kumulus ® – besonnen, auf Augenhöhe und immer wohlwollend kritisch. Sein Credo? Offline-Business online beleben! Hier im kumulus-Blog liefert er Impulse zum Start in Social Media und gibt zwischendurch kurze und knackige Tipps für soziale Netzwerke und eine gelungene Kommunikation.

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