Du kennst die Szene: Ein Kommentar auf Social Media trifft Dich ins Mark. Vielleicht war er gar nicht böse gemeint – aber Du fühlst dich angegriffen. Bevor Du überhaupt ansatzweise nachdenkst, schreibst Du auch schon zurück: „Ja, aber…“ und legst los mit Begründungen. Dein Puls rast, Deine Botschaft verliert sich. Genau hier liegt der Casus knacksus (wird das so geschrieben? Ach egal!): Rechtfertigung hält Dich in der Defensive. Erklärung dagegen öffnet Türen – zu mehr Klarheit.
Du behältst die Zügel in der Hand. Ein „Ja, aber!“ übrigens bringt Dich sowas von in die Rechtfertigung. Das kleine fiese Wörtchen „aber“ negiert alles vor dem Komma. Ersetze es durch ein starkes „und“. Das mal nur so am Rande.
So geht Selbstführung und eine souveräne digitale Kommunikation. Sei transparent, stark und zeige echte Präsenz. Alles Wortphrasen für Dich – ich hoffe nicht. Lass mich ein büschen weiter ausholen.
Was bedeutet „Rechtfertigung“?
In der Psychologie beschreibt Rechtfertigung eine Verteidigungsreaktion. Sie entsteht, wenn wir unser Handeln, Denken oder Fühlen als bedroht erleben. Wir versuchen auf ganz natürlichem Wege, Kritik oder Schuld abzuwehren – oder unser Selbstbild zu retten.
Typische Anzeichen: Wir reden zu viel, verlieren uns in Details, stellen uns selbst klein oder schieben Verantwortung von uns weg. „Die Anderen…“ – Du kennst das vielleicht in Deiner eigenen Argumentation oder bemerkst das bei „den Anderen“.
Ja, im Kern steckt oft die Angst, nicht genug zu sein oder abgelehnt zu werden. Passivität und Ausgeliefertsein beginnt hier.
Was bedeutet „Erklärung“?
Erklärung klingt ähnlich – ist jedoch etwas ganz anderes. Psychologisch betrachtet bedeutet erklären: Ich gebe Kontext, ich teile meine Gedanken, ich bleibe handlungsfähig. Es ist kein Abwehrreflex, sondern ein aktives Gestalten von wertschätzender Kommunikation und echtem Verständnis.
Wer erklärt, übernimmt Verantwortung und die Führung. Er oder sie sagt: „Das war meine Entscheidung, und das sind die Gründe.“ Diese Haltung wirkt: Sie schafft Vertrauen, macht uns nahbar und zeigt, dass wir uns nicht hinter Ausreden verstecken. Resilienz beginnt genau hier, nämlich.
Der entscheidende Unterschied zwischen Rechtfertigung und Erklärung.
Rechtfertigen drückt aus: „Ich verteidige mich.“ Erklären sagt: „Ich stehe zu dem, was ich tue.“
- Rechtfertigung: reagiert aus Druck, fühlt sich eng an, führt oft zu endlosen Diskussionen.
- Erklärung: agiert aus Klarheit, schafft Raum, bringt Gespräche wirklich weiter.
Auf der Beziehungsebene macht das alles aus. Rechtfertigung zieht die Energie aus dem Gespräch. Erklärung bringt Ruhe hinein – und Du selbst bleibst als Kapitän:in am Steuer. Du führst.
Warum das für Selbstführung, Resilienz und Selbstwirksamkeit zählt
Selbstführung heißt: Du leitest dich selbst, bevor du andere führst. Rechtfertigung macht dich abhängig von den Erwartungen anderer. Du reagierst nur noch. Ein schönes, souveränes Gefühl sieht wirklich aus, oder?
Erklärung dagegen stärkt deine Resilienz. Du bleibst innerlich stabil, auch wenn Kritik kommt. Du spürst deine Selbstwirksamkeit: „Ich kann die Situation gestalten. Ich kann meine Botschaft setzen.“
So entsteht ein Kreislauf: Je mehr du erklärst, statt dich zu rechtfertigen, desto souveräner wirst du – und desto weniger werden Dich derlei Übergriffe und Angriffe aus der Bahn werfen. Selbstwirksam ist genau das: Du tust etwas, was Dir gut tut und was Du vor allen Dingen auch wirklich willst.
Digitaler Auftritt: Social Media als Brennglas
Online verstärkt sich alles. Kommentare kommen schnell, Reaktionen auch. Wer hier in Rechtfertigungen verfällt, verliert sofort an Präsenz. Es wirkt hektisch, unsicher – und im schlimmsten Fall unglaubwürdig. Und, glaube mir, auch ich verfalle in derlei Muster, tappe in solche Fallen. Als kleine Mini-Intervention bediene ich mich ganz oft der sogenannten 90-Sekunden-Regel:
Ich warte anderthalb Minuten ab, bin dann viel klarer, wenn der erste Ansturm meines Triggergefühls wie ein Kelch an mir vorüber gegangen ist.
Vielleicht ist Dir sowas derartiges schon einmal untergekommen. Du wurdest kritisiert, angegriffen, Dir wurde etwas entgegen geschleudert – und Du reagierst:
Rechtfertigend: „Ich wollte ja nur… Ich habe das doch gar nicht so gemeint…“
Erklärend: „Hier ist mein Gedanke dazu. Ich sehe, dass es andere Meinungen gibt, und das ist okay.“
Du siehst, Deine erklärende Kommunikation zeigt Haltung. Sie macht Dich in Social Media zu einer Persönlichkeit, die ernst genommen wird – nicht zu jemandem, der sich windet, sobald Gegenwind kommt.
Dieses winzige Beispiel soll Dir zeigen beziehungsweise als Anlass dienen, Dir eine Verschnaufpause zu verschaffen, nicht sofort zu reagieren. Sondern überlegt zu antworten. Vielleicht ist eine Art Brainstorming zum JETZIGEN Zeitpunkt gut, welche Antworten für Dich eine gangbare Formulierung sind.
Ich habe mir für einige Fälle so eine Liste zugelegt. Diese aktualisiere ich immer dann, wenn ich a) getriggert werde oder b) wenn wir im Nachhinein passende Alternativen einfallen. Oft genug ist das ein wunderbares Selbstwirksamkeits-Depot.
In Social Media muss ja alles immer sehr schnell gehen. Doch, wer sagt Dir das eigentlich? Derzeit ich schaue ich mir verstärkt meine Social Media, meine Tools, meine Logins an – und räume gnadenlos auf. Auch deswegen, weil mich einige grundlegende digitale und gesellschaftliche Entwicklungen extrem triggern. Ich übernehme Verantwortung für meine Daten und meine Resilienz.
Nun, Datenschutz und KI-Training werden vielerorts runter- und hochgefahren. Und es ist sehr schwierig geworden, den Überblick und Fäden in der Hand zu behalten. Insbesondere dann, wenn Datenströme auch über den Atlantik fließen. Ich bin überzeugter Europäer und stelle nach und nach mein Business weitestgehend auf hiesige IT-Sicherheitsarchitektur um. Dafür ernte ich auch Unverständnis, denn es ist doch alles so schön einfach.
Genau das ist es eben nicht. Lange habe ich beobachtet, und weiß daher, dass mein Smartphone mithört, was ich so sage, wo ich mich so aufhalte, was mich bewegt. Kurz: Rechte Bots und undemokratische Menschen haben zwei meiner Social Media Kanäle gekapert. Dagegen komme ich nicht (mehr) an. Ich streiche ein paar Segel. Tut mir die Entscheidung weh? Nö. Tut mir das leid? Nö, nicht mehr.
Ich behalte die Zügel in der Hand – das schrieb ich oben bereits.
Ohnehin konzentriere ich mich auf das, was ich im Griff habe und behalte: Webseite, Newsletter und Prozesse.
Haltung bedürfnisorientiert entwickeln – durch Systemisches Coaching
Der Weg dahin ist kein Schalter, den Du einfach so umlegen kannst. Wenn Du Dich erklären willst, statt Dich zu rechtfertigen, braucht Du erst einmal innere Klarheit.
Ein Systemischer Coach beziehungsweise ein Coaching hilft, die eigenen Muster zu erkennen: Warum rutsche ich immer wieder ins Rechtfertigen? Was will ich eigentlich zeigen? Welche Bedürfnisse stecken dahinter?
Aus dieser Klarheit wächst eine neue Kommunikationshaltung. Du lernst, in Ruhe zu erklären – und das fühlt sich nicht nur gut an, sondern wirkt auch nach außen souverän. Fragen dazu? Bedarf? Melde Dich gerne.
Fazit
Rechtfertigung bremst. Erklärung bewegt – auch digital.
Wenn Du Dich erklärst, zeigst Du Haltung, führst Dich selbst und stärkst Deine Resilienz. Social Media wird damit nicht nur ein Kanal für Inhalte, sondern ein Raum für Klarheit. Mit Position auf der einen Seite und diesbezüglichen Statements auf der anderen Seite.
Meine Frage zum Schluss: Wie reagierst du beim nächsten Kommentar – mit Rechtfertigung oder mit Erklärung?
In diesem Sinne: Fokussierte Grüße,
Dein Christoph Ziegler
Systemischer Coach – Digital Stratege – Moderator
Offline-Business online beleben.
(Bildquelle: merznatalia via depositphotos)