Du kennst das: Du öffnest Deinen Social-Media-Feed, scrollst Dich so durch und bleibst bei einem Beitrag hängen. Ein Wort, ein Bild, eine Meinung – und schon zieht es Dich emotional hinein. Ärger steigt in Dir auf, Empörung macht sich in Dir breit… Vielleicht erwischst Du Dich dabei, sofort zu reagieren oder Dich rechtfertigen zu müssen. Genau an diesem Punkt bist Du bereits in die Falle getappt! Meine Lösung? Ich nenne das seit Ewigkeiten den WOW-Faktor: Wahrnehmen ohne Wertung.

Etwas Entscheidendes ist nämlich passiert: Du hast aufgehört wahrzunehmen und warst volle Pulle in der Bewertung. Damit gibst Du unbemerkt Kontrolle ab – an andere, an Algorithmen, an flüchtige Impulse. Doch es geht auch anders. Die zentrale Frage lautet: Wie gelingt es, gelassen bei sich zu bleiben, statt sich vom Netz aus der Bahn werfen zu lassen?

Scrollen, Trigger, spontanes Ärgern – Dein Alltag?

Es ist, als hätte jemand gezielt Deinen wunden Punkt getroffen. Dein Körper reagiert, bevor Dein Kopf überhaupt richtig versteht, was gerade los ist. Dieser automatische Ablauf ist allzu menschlich. Das Doofe daran: Er raubt Dir die innere Freiheit. Genau hier setzt Selbstführung an: nicht sofort reagieren, sondern erstmal innehalten.

Glaube mir, viele von uns – selbstverständlich meinereiner auch – kennen diese ätzende Spirale. Nur wenige durchbrechen sie bewusst. Schließlich haben wir trainiert: Daumen hoch, Daumen runter, Kommentar, Reaktion. Jede Wertung kostet uns kostbare Energie, jedes innere „Das geht gar nicht!“ oder „Der schon wieder!“ oder „Ich kann’s nicht mehr hören!“ zieht uns tiefer in den Strudel.

Wahrnehmen ohne Wertung werten bedeutet, Dir Deine Gefühlshoheit zurückzuholen. Ein erster Schritt, um das Netz als Werkzeug zu sehen – und nicht als Geißel.

Wenn Du das nächste Mal spürst, dass Dich ein Beitrag packt, dann nimm diese Beobachtung ernst. Nicht den Inhalt – sondern Deine eigene Reaktion darauf. Du bemerkst, was es mit dir macht, ohne gleich eine ausgeschmückte Geschichte drumherum zu bauen. Es ist Dein Kosmos, Dein System, Dein Zustand – Dein Kontext, in dem Du Dich befindest. Und der Dich oftmals werten lässt.

Genau in diesem Abstand entstehen ein kleines Stück Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit, gar Freiheit! Mit Abstand entemotionalisierst und versachlichst Du Trigger. Du siehst klarer, was gerade passiert. Und plötzlich bist Du nicht mehr getrieben. Wie gesagt: WOW-Faktor. Du

Der Unterschied zwischen Wahrnehmung und Bewertung

Wahrzunehmen heißt: Dinge so zu sehen, wie Du sie sachlich beschreiben kannst. Zu bewerten heißt: Du klebst ein Etikett an – gut, schlecht, richtig, falsch. Beides passiert in Sekundenbruchteilen, doch der Unterschied ist entscheidend. Wahrnehmung ist nüchtern, sie lässt dir Handlungsspielraum. Bewertung hingegen, die verengt Dir den Blick – und gibt Macht nach außen ab. Wenn Du ständig Dinge, Projekte, Menschen, Prozesse bewertest, ja, dann verlierst Du ohne Energie. Und Souveränität.

Nimm zum Beispiel eine provokante Aussage im Netz. Wenn Du sie bewertest, heftest Du Dich an ihre Wirkung – Du bist empört oder fühlst Dich verletzt. Nimmst Du sie jedoch lediglich wahr, kannst Du Dich fragen: Was passiert da gerade bei mir? Welche Emotion kommt hoch, und was löst sie aus? Du bleibst in der Beobachtung (Wahrnehmung), nicht in einer Opfer- oder Betroffenen-Rolle. So eine Haltung stärkt Deine Klarheit.

Nochmal, es geht nicht darum, das Du Deine Gefühle wegdrückst. Ganz im Gegenteil: Wahrnehmen bedeutet, sie bewusst wahrzunehmen, ohne jedoch sofort mit einem Urteil (Bewertung) zu reagieren. Gefühle dürfen, ja, müssen doch da sein, doch sie sollten nicht Dein Steuer übernehmen. Genau hier liegt die Kraft der Selbstführung. Du entscheidest, wann Du handelst – und wann auch nicht. Und genau das macht Dich innerlich frei.

Psychologischer Effekt: Bewertung schwächt, Wahrnehmung stärkt

Aus psychologischer Sicht ist die Bewertung eine Art Kurzschluss. Sie macht Dich schnell, aber eben auch starr und hält Dich unflexibel. Schließlich ist unser Gehirn so programmiert und angelegt, sofort Beweise zu finden, warum unser Urteil stimmt. Alles Andere, Unbekannte, Ungewöhnliche wird einfach ausgeblendet. Zack, und wir befinden uns im Tunnel.

Wahrnehmung dagegen öffnet unseren Blick. Du nimmst mehr Facetten wahr und bleibst neugierig und aufgeschlossen.

Ich finde, diese Flexibilität bedeutet Sicherheit. Wer nur wertet, steckt oft in einem Entweder-Oder fest. Wer wahrnimmt, kann aus mehreren Optionen wählen. Gut, das ist dann auch nicht immer so einfach. Grundsätzlich schafft das aber eine innere Balance, insbesondere im Umgang mit den oft polarisierenden Inhalten in sozialen Netzwerken. Was ich im digitalen Kosmos bemerke: Statt mich in den Strudel hineinziehen zu lassen, bleibe ich stabil auf einem neutralen Standpunkt. Mit einem Blick aus der sogenannten Meta-Perspektive. Kennst Du vielleicht auch.

Sicherlich stimmst Du mir zu.

Lass uns Sport machen! Es ist wie ein Muskel, den wir trainieren. Je häufiger und länger Du in der Wahrnehmung bleibst, desto leichter gelingt es Dir auch. Mit der Zeit spürst Du schneller, wenn Dich ein Impuls packen will. Und Du kannst ganz bewusst entscheiden, ob Du ihm nachgibst oder nicht. Das ist die Basis von Selbstführung – und ein echter Gamechanger in der digitalen Welt.

Zusammenhang mit Selbstführung: innere Ruhe = äußere Klarheit

Selbstführung bedeutet, dass Du Dich nicht von äußeren Reizen steuern lässt. Stattdessen führst Du Dich selbst – mit Ruhe, Klarheit und bewussten Entscheidungen. Im Kontext Social Media ist das wichtiger denn je. Jeder Post, jeder Kommentar kann Dich in Sekunden aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn Du jedoch in der Wahrnehmung bleibst, schützt Du Dich. Und Deinen Kern. Innere Ruhe hält Einzug und äußere Klarheit findet ihren Ausdruck. In Deinem Auftritt, in Deiner Präsenz.

Innere Ruhe ist kein passiver Zustand, sondern aktive Kraft. Sie erlaubt Dir, trotz gewollter oder ungewollter Provokationen handlungsfähig zu bleiben. Trägst Du Ruhe in Dir, wirkst Du nach außen klar und souverän. Das strahlt ab – auf Deine Kommunikation, Deine Entscheidungen, Deine Beziehungen. Selbstführung ist deshalb nicht nur Selbstschutz, sondern auch Führungsqualität.

Viele Menschen denken, Selbstführung sei kompliziert. In Wirklichkeit beginnt sie in den ganz kleinen Momenten. Ein Atemzug, bevor Du antwortest. Ein bewusstes „Stopp“, bevor Du wertest oder antwortest. Es ist Deine innere Entscheidung: „Ich lasse mich nicht treiben.“ Kleine Schritte summieren sich – und machen unter dem Strich den großen Unterschied.

Es ist wie mit dem Algorithmus in Social Media: Du fütterst ihn mit jedem Klick.

Für Dich selbst gilt das auch: Schaffst Du es, in schwierigen Momenten dem Trigger standzuhalten und stattzugeben? Wenn Du dafür einen Raum brauchst, suche Dir einen Coach, die oder der das mit Dir in Interventionen übt.

Wie Social-Media-Algorithmen von Bewertungen leben

Plattformen wie Facebook, Instagram oder LinkedIn leben von Bewertungen. Likes, Shares, Kommentare – all das hält Nutzer:innen im System. Je stärker Du bewertest, desto mehr Daten entstehen für den Algorithmus. Dein innerer Aufruhr ist für die Plattform ein Gewinn.

Für Dich ist er ein Verlust.

Bewertungen machen Inhalte sichtbarer, polarisierender, extremer. Deshalb triggert Dich Dein Feed auch so leicht. Die Algorithmen füttern schließlich uns alle genau den Themen, die unsere Emotionen anheizen, Gefühle befeuern und Stimmungen bei Laune halten. Wahrnehmen ohne Wertung ist also auch ein Akt der Selbstverteidigung. Du unterbrichst den Kreislauf von Trigger und Reaktion.

Das Netz lebt davon, dass Du Dich aufregst. Aber da musst Du nicht mitspielen. Du kannst Dich entscheiden, wie viel Raum Du den Impulsen gibst. Wenn Du lernst, bei Dir zu bleiben, entziehst Du dem System ein Stück Macht. Und gewinnst Deine innere Sicherheit zurück.

Das ist mein WOW-Effekt: Wahrnehmen ohne Wertung.

Eines darfst Du mir glauben: Auch als Coach tappe ich in derlei Fallen. Jedoch: Kognitiv habe ich das zügig raus und wende meine Mini-Interventionen natürlich auch bei mir an.

Konkrete Mini-Strategien: innehalten, benennen, atmen, entscheiden.

Die Theorie ist klar – aber wie geht das konkret? Ein erster Schritt: innehalten. Spürst Du einen Trigger, mach‘ eine Pause. Nimm wahr, was in Dir passiert, ohne sofort zu reagieren. Benenne es für Dich: Ärger, Frust, Enttäuschung. Allein das schafft bereits nötigen Abstand.

Als Nächstes: atmen. Zwei, drei bewusste Atemzüge bringen Dich zurück in Deinen Körper. Dein Nervensystem beruhigt sich. Dann entscheide bewusst: Reagiere ich jetzt – oder gar nicht? Diese kleine Lücke zwischen Reiz und Reaktion ist der Raum der Selbstführung. Klappt übrigens auch bestens, wenn Du nicht alleine bist. Die Anderen merken das oft nicht einmal.

(Du weißt) Du musst nicht perfekt sein. Es geht darum, immer wieder kleine Schritte zu üben. Je öfter Du es tust, desto leichter fällt es dir. Und irgendwann merkst Du: Du bist gelassener, klarer, freier – auch mitten im digitalen Sturm. Wenn ich das so nennen darf.

Gewinn: emotionale Souveränität, Themenhoheit, Gelassenheit

Wenn Du wahrnimmst statt zu werten, gewinnst Du mehr als Ruhe. Du gewinnst Souveränität über Deine Gefühle. Du bist nicht mehr Spielball fremder Trigger, sondern Gestalter Deiner Reaktionen. Das gibt Dir Themenhoheit – Du bestimmst, was für Dich relevant ist.

Gelassenheit ist kein Luxus, sondern eine Ressource. Sie schützt Dich vor Überlastung, gar Burnout und digitalem Dauerstress. Sie macht Dich frei, klar und handlungsfähig. Und sie zeigt anderen: Hier ist jemand, die oder der sich nicht treiben lässt. Das schafft Vertrauen.

Am Ende ist es eine einfache Gleichung: Wer wertet, verliert. Wer wahrnimmt, gewinnt. Und genau hier liegt Deine Freiheit – im Alltag, in Social Media, in Dir selbst.

Fazit: Eine Einladung.

Das Bild eine Justitia-Statue von hinten vor blauem Himmel – als Metapher für Wahrnehmen ohne Wertung (Photocredit: ligorosi via depositphotos).

…im Netz ganz bewusst zu posten und Dich nicht mitziehen zu lassen.

Die digitale Welt wird nicht ruhiger. Im Gegenteil, sie wird lauter, schneller, polarisierender. Aber Du kannst entscheiden, wie Du ihr begegnest. Du kannst Dich mitziehen lassen – oder bewusst selbst führen. Der Schlüssel liegt im Wahrnehmen ohne Wertung.

Vielleicht ist das nicht immer leicht, doch es lohnt sich. Denn mit jedem Moment der Klarheit stärkst Du Deine innere Ruhe. Und mit jeder bewussten Entscheidung gewinnst Du ein Stück Freiheit zurück. Selbstführung bedeutet, genau hier anzusetzen – mitten im Trubel, mitten im Feed.

Also: Nimm wahr, ohne sofort zu werten. Atme, entscheide, bleib bei Dir. Und erlebe, wie sich Dein digitales Erleben verändert. Denn die Antwort auf die Frage vom Anfang lautet: Ja, es gibt einen Weg, gelassen bei Dir zu bleiben – auch im Netz.

Mein größter Trigger der letzten, den möchte ich Dir nicht vorenthalten. Ich wurde trotz extremer Datenschutzeinstellungen abgehört und entschloss mich, den allseits beliebten Messenger aus dem Hause Meta abzuschaffen. Harter Einschnitt, aber es lebt sich geil.

In diesem Sinne: Fokussierte Grüße,
Dein Christoph Ziegler
Systemischer Coach – Digital Stratege – Moderator
Offline-Business online beleben.

(Bildquelle: ligorosi via depositphotos)

About the Author

J. Christoph Ziegler ist Social Media Stratege und der Kopf bei kumulus ® – besonnen, auf Augenhöhe und immer wohlwollend kritisch. Sein Credo? Offline-Business online beleben! Hier im kumulus-Blog liefert er Impulse zum Start in Social Media und gibt zwischendurch kurze und knackige Tipps für soziale Netzwerke und eine gelungene Kommunikation.

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